Dossiers - Vater sein
Männer an den Herd!
Zweifellos hat die Familie im Leben von Männern einen ganz neuen Stellenwert bekommen. Der in der Familie präsente Vater ist mittlerweile zu einem gesellschaftlich akzeptierten Leitbild für Männer geworden, das auch für immer mehr Männer zu einem persönlichen Anliegen wird. Was lässt sich jedoch unter väterlicher Präsenz in der Familie genauer verstehen?Die meisten Männer nennen hier als Erstes das Bemühen um mehr Kommunikation mit der Partnerin und um mehr Zeit, die meist dem Spiel gewidmet ist, mit den Kindern zu verbringen. Dies lässt sich auch empirischen durch die Ergebnisse der ersten (1994) und zweiten (2003) österreichischen Männerstudie bestätigen: Väter spielen mit ihren Kindern, bringen sie zu Bett und treiben mit ihnen Sport. Dem gegenüber überlassen sie das Hausaufgaben Machen, Kinder Pflegen, wenn sie krank sind, für sie kochen, putzen, waschen und bügeln eher den Müttern. Diese Haltung spiegelt die Ansicht vieler Männern (und auch Frauen) wider, dass die wenige Zeit, die Väter mit ihren Kindern verbringen (können), mit „produktiven“ Tätigkeiten, wie es eben das Spielen ist, verbracht werden sollten.
Haushaltstätigkeiten schaffen Beziehung
Dazu im Kontrast stehen nun Ergebnisse von Untersuchungen über die Vater-Kind Beziehung. Hier zeigt sich, dass die Qualität der Beziehung zwischen Vätern und Kindern ab einem gewissen Punkt durch vermehrte Anwesenheit der Väter nicht zu verbessern ist. Ganz grundsätzlich ist der Faktor Sensitivität, der die Fähigkeit des Vaters, Bedürfnisse und Interessen des Kindes wahrzunehmen und zu beachten, beschreibt, eine Grundvoraussetzung für eine positive Vater-Kind Beziehung. Darüber hinaus kommt jedoch dem väterlichen Engagement in der Hausarbeit entscheidende Bedeutung zu.
Der Autor Alois Herlth schreibt: „Überraschend deutlich erweist sich auch die Haushaltsbeteiligung der Väter als wichtige Voraussetzung […] der Vater-Kind-Beziehungen: Ganz gleich, wie die Ehequalität beschaffen ist und wie es um die Sensitivität der Väter bestellt ist; je mehr letztere sich im Haushalt engagieren, desto unterstützender werden sie von ihren Kindern wahrgenommen.“
Erfüllung elementarer Bedürfnisse
Der Grund für diese positive Wirkung von Hausarbeit ist noch nicht restlos geklärt. Eine Spur könnte die Frage weisen: Was erlebt ein Kind, wenn der Vater Hausarbeit verrichtet?
Hausarbeit, die vielen Männern als vielleicht notwendige aber doch lästige und anspruchslose Tätigkeit erscheint, dürfte im Erleben von Kindern demnach doch bedeutungsvoll sein. Kochen, putzen, waschen, bügeln etc. sprechen elementare Bedürfnisse von Menschen wie jene nach Nahrung und Ordnung an. Väter, die Hausarbeit verrichten, vermitteln ihren Kindern, dass sie sich auch um diese elementaren Bedürfnisse des menschlichen Lebens kümmern können. Ihre Kinder machen somit die Erfahrung, dass es nicht nur aufregend ist, mit dem Papa zu spielen, sondern dass er auch fähig ist, ihnen zu helfen, die Probleme und existenziellen Nöte des Alltags zu bewältigen. Ihr Vater wird so nicht nur als interessanter Spielkamerad erlebt, sondern als pflegende und sorgende Schutzperson, der sie sich auch anvertrauen können.
Von Erich Lehner. Der Autor ist Männerforscher und Psychotherapeut.
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