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Dossiers - Vater sein

Vater sein und Vater bleiben

Vater sein und Vater bleiben ist eine lebenslange Herausforderung. Die Theorie ist klar, auch wenn die praktische Umsetzung nicht leicht ist: Liebe, Zeit, Konsequenz sind die Säulen, auf denen erfolgreiche Erziehung ruht.
„Papi, hilfst du mir bei der Mathematik-Aufgabe?“, fragt meine Tochter Johanna zur Begrüßung nach einem anstrengenden Arbeitstag. Das jetzt! Aber besser gleich die Aufgaben anschauen, als sich später gemeinsam ärgern. „Die Vokabel solltest du mich abprüfen und Geschichte ist blöd“, heißt es danach beim Abendessen. „Darf die Anna nächste Woche bei uns übernachten – oder ich bei ihr?“ Und das waren erst die Anliegen von Johanna, jetzt kommen noch die Buben.

Liebe
Im Sommer haben wir ein Motorrad ausgeborgt und ich habe mich ängstlich auf dem Beifahrersitz festgeklammert. Ja, es ist gefährlich-schön, gemeinsam mit den Kindern Abenteuer einzugehen und zu bestehen. Schmerzlich muss man ja oft loslassen und eingestehen, dass man unmöglich alle Risken für seine Kinder ausschließen kann. Nach den gemeinsamen Übungsfahrten und jeder Führerscheinprüfung sage ich: „Ich habe auf alles Wichtige hingewiesen, aber Verantwortung tragen müsst ihr selbst.“
Liebe ist die Grundlage von allem. Die bewusste Zuwendung, das freudige Teilen von Zeit und Einkommen sind eine ständige Herausforderung.

Zeit
Perfektes Zeitmanagement ist gefragt: Wie für eine Partnerschaft die regelmäßige Beziehungspflege wichtig ist, weil man eben nicht nur Vater und Mutter, sondern auch Mann und Frau ist, so braucht die gesamte Familie und jedes einzelne Kind ausschließlich reservierte Zeiten für gemeinsame Unternehmungen und Gespräche. Jede und jeder hat eigene Wünsche, braucht entsprechende Zuwendung und eigene Zeit, auch Zeiten des Erinnerns und Feierns.

Konsequenz
„Wo gehst du hin und wann sehen wir uns wieder?“ Meine jugendlichen Burschen nervt der Satz und oft wäre es so viel einfacher, ihn nicht zu stellen oder die Einhaltung von Rückkunftzeiten nicht zu kontrollieren. Aber wäre es richtiger? Auseinandersetzung und gezielter Widerstand sind oftmals mehr Zeichen von Liebe als gleichgültiges Nachgeben, damit man seine Ruhe hat: „Gerade weil du mir wichtig bist, kannst du nicht alles haben, will ich nicht, dass du Gewaltspiele spielst oder gegen deinen Biorhythmus lebst.“

Veränderungen
Der vom Kleinkind bewunderte Papi, der alles kann, der mit fortschreitendem Alter kritisch beäugt und mitunter heftig abgelehnt wird, wird später zum Gesprächspartner junger Erwachsener. Sie haben eigene Vorstellungen und wollen diese mit den Wertvorstellungen der Eltern abgleichen. „Was sagst du dazu?“, heißt es dann.
Wie oft habe ich mich über das demonstrativ zur Schau gestellte Desinteresse der Kinder geärgert, „weil wir uns wieder irgendwelche Steine anschauen“ müssen oder „wir so eine extreme Familie sind“, die Wanderungen unternimmt, wo andere fahren und „jede Kirche von innen kennt“. Jahre später aber heißt es: „Weißt du noch damals? Sollten wir nicht wieder einmal dorthin fahren?“ Es war doch nicht ganz umsonst!

Auch wenn wir alles Mögliche richtig und vieles selbstverständlich versäumt oder übersehen haben – für die weiten Lebenswege der Kinder wird es neben Begleitung vor allem eines brauchen: den Segen Gottes!

Von Andreas Cancura. Der Autor, fünffacher Familienvater, ist Geschäftsführer des Katholischen Familienverbandes der Erzdiözese Wien und unterrichtet als AHS-Lehrer Religion und Ethik.

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