Breitbandausbau in Deutschland
Die Geschwindigkeit, um das World Wide Web komfortabel nutzen zu können, steigt kontinuierlich an. Wichtige Voraussetzungen, dass dieses Ziel auch erreicht werden kann, sind Anbieter- und Technologievielfalt sowie Wettbewerb. Darüber hinaus müssen sich sowohl Wirtschaft, Kommunen Bund und Regierung an der Umsetzung beteiligen.
Unterschiedliche Breitband-Formen
In Deutschland gibt es grundsätzlich fünf verschiedene Breitband-Formen. Die erste Möglichkeit ist ein Internetzugang per DSL, das heißt über eine bereits bestehende Telefonleitung. DSL ist daher überall dort nutzbar, wo es ISDN-Telefonanschlüsse oder analoge Telefonanschlüsse gibt. Versorgungslücken bestehen hier vor allem im ländlichen Raum, während die Verfügbarkeit in den Städten flächendeckend gegeben ist. Glasfaser-Anschlüsse ermöglichen eine schnelle und verlustarme Übertragung, wodurch Datenraten zwischen 100 Mbit/s und 200 Mbit/s möglich sind. Darüber hinaus sind auch Internetzugänge per TV-Kabel möglich, wobei diese leistungsfähiger als DSL-Anschlüsse sind. Relativ hohe Datenraten können auch via Mobilfunk (LTE) erreicht werden. Für LTE kann man unterschiedliche Frequenzbereiche nutzen, wobei dadurch nicht nur mobile Zugänge, sondern auch stationäre Anschlüsse möglich sind. Die letzte Form ist das Satelliten-Internet. Diese Form der Technologie kann in Deutschland nahezu überall genutzt werden, die Kosten sind meist aber höher als bei anderen Zugängen und die Übertragungsraten liegen nur zwischen 6 und 20 Mbit/s.
Breitbandausbau im Vergleich
Weltweit gesehen liegt Deutschland beim Breitband-Ausbau im oberen Drittel, wobei als echtes Breitband mittlerweile eine Geschwindigkeit von 50 bis 100 Mbit/s gilt. Woran es allerdings mangelt, sind Glasfaser-Leitungen, denn hier findet man Deutschland im weltweiten Vergleich nur auf dem vorletzten Platz. Vor allem die Deutsche Telekom ist weiterhin vom Kupferkabel-Netz überzeugt, wobei der Konzern dabei vorwiegend mit der Wirtschaftlichkeit argumentiert. Glasfaser-Leitungen werden jedoch vor allem von Industrie und Gewerbe benötigt, denn diese bieten sehr hohe Upload- bzw. Downloadmöglichkeiten bzw. nur kurze Verzögerungszeiten.
Investitionen in Vectoring
Nach einer Entscheidung im April diesen Jahres hat die Deutsche Telekom nun das Recht, herkömmliche Telefonleitungen mit Hilfe des so genannten Vectorings aufzurüsten. Mit Hilfe des Vectorings kann die Datenrate erhöht werden, wobei dieses Verfahren vor allem für xDSL-Techniken verwendet wird. Dabei soll die Übertragungsrate der bereits vorhandenen Kupfer-Doppeladern erhöht und die optische Verkabelung, die sehr kostenintensiv ist, hinausgezögert werden. Vectoring setzt dabei vorwiegend auf die so genannte Interference Cancellation bzw. auf die Kompensation des Fernnebensprechers (FEXT). Während der Übertragung wird dabei ein Signal errechnet, das hochfrequente Störsignale ausfiltert. Das Problem dabei ist, dass DSL-Leitungen von unterschiedlichen Betreibern oftmals nebeneinander liegen, das Vectoring aber jede Leitung miteinbezieht. Der Vectoring-Betreiber müsste daher Zugriff auf alle Leitungen der Mitbewerber haben.
Regionale Unterschiede
Insgesamt verfügen in Deutschland derzeit 71,2 Prozent aller Haushalte über einen Breitband-Internetanschluss von zumindest 50 Mbit/s. Das bedeutet einen Anstieg von 22 Prozent im Vergleich zu 2013. 64,9 Prozent der Haushalte haben einen Anschluss, der laut des Bundesministeriums für Verkehr und Digitale Infrastruktur schneller ist als 100 Mbit/s. Große Unterschiede gibt es hier vor allem zwischen den einzelnen Bundesländern. So verfügen in Hamburg 94,4 Prozent aller Haushalte über einen Breitbandanschluss von über 100 Mbit/s, gefolgt von Bremen mit 93,6 Prozent und Berlin mit 90,2 Prozent. In Bayern sind es hingegen nur 62,4 Prozent. Das Schlusslicht ist Sachsen-Anhalt, wo nur 43,9 Prozent aller Haushalte einen Anschluss mit über 50 Mbit/s haben. Das Ziel wäre daher eine flächendeckende Versorgung aller Haushalte mit einem Breitband-Internetanschluss von zumindest 50 Mbit/s bis 2018. Investitionen in eine flächendeckende Infrastruktur sind unumgänglich, da sonst die Basis für innovative Geschäftsmodelle, Bildungsangebote oder Gesundheitsdienste fehlt. (Quelle: heise.de)
Wie sieht es bei Ihnen zu Hause aus?
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Deutschland im internationalen Vergleich
Das deutsche Web ist laut dem State of the Internet Reports relativ langsam und liegt derzeit auf Platz 24 (14,1 Mbit/s). Ganz oben rangiert Südkorea (27,0 Mbit/s) gefolgt von Norwegen (20,1 Mbit/s) und Hong Kong (19,5 Mbit/s). Außerdem zeigt der neueste State of the Internet Report, dass die weltweite durchschnittliche Internetgeschwindigkeit bei 5,6 Mbit/s liegt. Deutschland ist hier also bereits überdurchschnittlich schnell, mit Spitzenwerten glänzt aber auch hier Südkorea, wobei hier beinahe zwei Drittel aller Anschlüsse eine Geschwindigkeit von zumindest 15 Mbit/s erreichen.
Vergleicht man das letzte Quartal 2014 mit dem letzten Quartal 2015, so konnte die durchschnittliche Geschwindigkeit in Deutschland immerhin um 46 Prozent gesteigert werden, trotzdem gab es insgesamt 21 Länder, die ein schnelleres Internet als die Bundesrepublik haben.
Vorbild Südkorea
Am Anfang der digitalen Revolution hatten Südkorea und Deutschland sehr ähnliche Grundvoraussetzungen. Grundsätzlich ist es die Aufgabe der Regierung, den Ausbau von Breitband-Anschlüssen voranzutreiben, da es sich dabei um eine infrastrukturelle Angelegenheit handelt. Die südkoreanische Regierung nimmt diesen Auftrag ernster als die deutsche Bundesregierung und sieht das Internet als große Chance. In Deutschland sind gute Internetverbindungen vor allem in strukturstarken Ballungszentren zu finden, während schwächere Regionen wie zum Beispiel Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt oder Sachsen keine besonders guten Voraussetzungen haben. Außerdem ist – wie bereits erwähnt – der Anteil an Glasfaseranschlüssen noch sehr gering. Ein wesentlicher Schritt wäre es daher, ebenfalls auf Glasfaser umzurüsten, sodass schnelles Internet für alle deutschen Haushalte gewährleistet werden kann.
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