Dossiers - Mann sein
Orientierung im dichten Dschungel der Angebote für Männer - Teil 1 Überblick
„Du, ich werde mich zu einer Schwitzhütte anmelden“, sagt Herbert ganz selbstverständlich im Laufe eines Gesprächs mit seinen Freund Bernd über die Ereignisse der letzten Woche. Bernd starrt seinen Freund ungläubig an: „Zu so was willst du wirklich hingehen?“ – „Warum denn nicht?“, meint Herbert.Wüssten Sie, was bei einer Schwitzhütte genau geschieht?
Warum teilnehmen?
Zunächst zur Motivationsfrage. Es gibt immer wieder Angebote, bei denen männliche Teilnehmer berichten, sie seien hier, weil sie von ihren Frauen „geschickt“ worden sind. Etwa wenn es um Themen wie die Erziehung der Kinder oder auch um Gesundheitsfragen geht. Andere Männer kommen aus tiefster innerer Überzeugung, suchen nach Begegnung, ja Inspiration.
Beim soeben abgeschlossenen EU-Projekt Menpart ging es um die Frage, wie sich Männer für Angebote in der Erwachsenenbildung gewinnen lassen. „Es sollte sowohl beim Veranstaltungsdesign als auch bei der Ausschreibung auf einen männergerechten Ansatz geachtet werden. Das bedeutet u.a. darauf den Fokus zu haben, was Männer können, was sie zu bieten haben“, so der Soziologe und bekannte Männerforscher Peter Döge bei der Schlussveranstaltung zu Menpart. Oft würde zu wenig auf die Lebensrealität von Männern und konkreten Problemsituationen eingegangen. Döge ergänzt dazu: „Männer sind keine homogene Gruppe, haben sehr unterschiedliche Interessen und spezifische Problemsituationen.“
Wie auswählen?
Wie Angebote für Männer aussehen, ist teilweise davon abhängig, aus welcher „Richtung“ Veranstalter oder Referenten und Begleiter kommen. Grundsätzlich geht es um die Frage, warum ich annehme oder es für wichtig halte, dass Männer sich im weitesten Sinn weiterbilden. Geht es um „Weiterentwicklung“ und wenn ja von welchen Standpunkt aus und wohin? Geht es um die Begegnung und den Erfahrungsaustausch zwischen Männern? Steht ein Treffen mit einem besonderen Menschen, sozusagen einem „Guru“ der Männerarbeit im Zentrum?
Immer wieder thematisiert wird das Verhältnis zum anderen Geschlecht: Männer sollten nun endlich der Entwicklung der Frauen nachziehen und lernen, sich besser auf die Bedürfnisse von Frauen einzulassen. Bei dieser „profeministischen“ Sichtweise stehen oft angebliche Defizite der Männer im Vordergrund. Und jene Eigenschaften, die Männer von Frauen „endlich“ erlernen müssten, also etwa sich in Situationen anderer einfühlen zu können, zu seinen Gefühlen zu stehen usw. Frauen kommen hier auch oft als Trainerinnen zum Einsatz.
Von Christian F. Freisleben-Teutscher. Der Autos ist Journalist und Trainer.
Überblick: Ansätze der Männerarbeit
Profeministisch: starke Orientierung an die Entwicklung und Bedürfnisse von Frauen. Vertreter: Robert Connel, Volker Pilgrim, Reinhard Winter, Wilfried Wieck
Emanzipatorisch: Männer nehmen ihre „Entwicklung“ selber in die Hand. Vertreter: Rainer Neutzling, Walter Hollstein, Hans Jellouschek, Hermann Bullinger, Steve Biddulph
Mythopoetisch: (Wieder)entdecken einer „männlichen“ Lebenskultur. Vertreter: Robert Bly, Richard Rohr, Thomas Scheskat, Gergory Campell
Maskulinistisch: Männer als Opfer von Frauen – Kampf um eigene Rechte (v.a. als Vater). Vertreter: Gerhard Amendt, Horst Petri
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