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Meinung “x an y“

Lohngefälle

„Ich wurde zugleich mit einem Kollegen angestellt. Wir waren beide Berufseinsteiger, hatten die gleiche Schulbildung, machten parallele Arbeit. Wir verstanden uns gut miteinander.“ So eine junge Frau über ihre ersten Berufserfahrungen. „Deshalb haben wir wohl auch über unsere Gehälter gesprochen – nichts ahnend: Sein Gehalt war höher.
Geld
Geld - flickr-user: tao_zhyn - CC BY 2.0
Ich war fassungslos. Ich ging zum Chef. Der sagte nur, das sei so. Ich hatte bis dato keine Benachteiligung als Frau erlebt, und dann diese Ernüchterung. Es gab keine Erklärung. Er bestätigte mir meine Leistung, meine Teamfähigkeit – nur eben, ich sei eine Frau.“ Ihre Entscheidung weiterzustudieren war mitbestimmt von dieser Erfahrung.
Sie hatte dies erzählt, als wir über Menschen- und Kinderrechte nachdachten. Es ging um die Frage, welche in Österreich nicht eingehalten sind. Es wurden Asylthemen genannt, Gewalt – und eben die Benachteiligung von Frauen im Arbeitsleben. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ – viele nehmen die Ungleichheit wie selbstverständlich hin. Die Studentin hatte wenigstens noch ihren Zorn.

Karrierehemmnis Kinderbetreuung
Sie denken sich vielleicht: Klar. Frauen werden schwanger, Frauen bekommen Kinder, Frauen pflegen kranke Kinder … In einer Kultur, in der Frauen primär für Kinder verantwortlich sind, wird ihnen genau dies zum Verhängnis. Und doch, mich hat das sehr nachdenklich gemacht. Zum Einen, wie wir das hinnehmen, einfach so. Und wenn ich es konkret durchdenke, wird die Ungerechtigkeit wieder spürbar: Wieso soll Ihre eigene Tochter weniger verdienen als Ihr Sohn? Wieso soll Ihre Tochter ein bescheideneres Leben führen müssen, nur weil Frauen halt weniger verdienen?

Autorin: Helga Kohler-Spiegel, Professorin an der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg, Psychoanalytikerin und Psychotherapeutin.

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