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Dossiers - Meinung "x an y"

Wer zahlt die Rechnung?

Grundströmungen treten an Bruchstellen zu tage: Das ist in der Natur so, das gilt auch für die Gesellschaft. Daher ist der Blick auf die Bruchlinien so aufschlussreich.
Eine dieser Stellen ist bei uns derzeit das häufige Scheitern von Ehen – und der oft zähe Kampf ums Geld, der dabei geführt wird. Schließlich ist Geld wesentliches Grundelement für ein (zumindest einigermaßen) gutes Leben. Und es ist das bedeutsamste gesellschaftliche Symbol von Macht und Anerkennung. Frauen wird diese Anerkennung immer noch nicht in demselben Maß zugestanden wie Männern. Neben direkter Lohnungerechtigkeit wirkt sich bei Frauen jeder Monat aus, den sie der Familie zuliebe nicht voll gearbeitet hat – spätestens bei der Pension bekommt sie das zu spüren. Immer noch sind es die Ehemänner (oder Lebenspartner), die den Müttern ihrer Kinder finanziellen Rückhalt bieten (müssen).
Und das müssen sie auch dann noch tun, wenn die Ehe oder Partnerschaft gescheitert ist. Frauen haben – zurecht! – gelernt, auf ihre Rechte auf Unterhaltszahlungen und Vermögensteilungen nicht zu verzichten. Und so zahlen viele individuelle Männer für ein strukturelles Versäumnis: die fehlende finanzielle Absicherung derjenigen, die sich um Kinder kümmern, und die noch immer nicht erreichte Gleichstellung von Frauen und Männern in beruflichen Angelegenheiten.
Diese Rechnung bezahlen übrigens nicht nur geschiedene Männer – sie wird von allen berappt, die Familie und den Erwerb des nötigen Lebensunterhalts bzw. das Menscherecht auf Arbeit versuchen, unter einen Hut zu bringen. Ob wir als Gesellschaft diesen Grundstrom wirklich nicht endlich in andere Bahnen lenken wollen?
 
Veronika Prüller-Jagenteufel, Chefredakteurin „Diakonia“

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