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Dossiers - Meinung

Selbstbild und Fremdbild

In letzter Zeit fällt mir in Gesprächen sehr oft der Unterschied zwischen der Selbstwahrnehmung und der Fremdwahrnehmung eines Menschen auf. Besonders bei Männern klafft der Unterschied zwischen dem, was ein Mann von sich selbst sagt und dem, was eine Frau über denselben Mann sagt, weit auseinander. Warum ist das so?
Ich denke mir: Ich habe von mir als Mann und meiner Wirkung auf andere Menschen, insbesondere auf Frauen, ein bestimmtes Bild. Dieses Bild ist für mich gültig. Wenn ich jetzt auf andere Menschen treffe, so spiegelt mir das Verhalten dieser Menschen auch mein Verhalten wider, denn sie reagieren auf mich. Dieses Reizreaktionsschema ist aber nicht ausgesprochen. Es geschieht einfach!
Was aber nicht ausgesprochen wird, ist auch anfällig, ignoriert oder missverstanden zu werden. Erst wenn wir über unsere Eindrücke und unsere Empfindungen sprechen, kommt es zu einem Vergleich von meinem Selbstbild mit dem Fremdbild des Gesprächspartners. Diese Behauptung gilt noch viel mehr für das Verhältnis von Männern und Frauen.
Grundsätzlich scheint es so, als wären Männer eher sachorientierter, d.h. Männer reagieren in ihrem Denken, Reden und Handeln an der Sache entlang. Sie organisieren Werke, sie machen!
Frauen hingegen scheinen in ihrem Denken, Reden und Handeln eher beziehungsorientiert zu sein, d.h. Frauen fragen sich, was heißt das für mich oder was bedeutet diese Handlung, dieser Satz für uns. Sie organisieren Beziehungen, sie denken in Netzwerken!
Wenn ich also wissen will, ob mein Bild, das ich von mir selbst habe, auch von anderen geteilt wird, dann wäre es für mich – Mann – gut, ab und zu mit meiner Frau darüber zu sprechen: „Schatz, wie bin ich eigentlich für Dich?“

Autor: Christian Reichart, KMBÖ-Generalsekretär

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