Im Gespräch mit dem plastischen Chirurgen Dr. Ensat
MÄNNERNEWS: Hr. Dr. Ensat, was sind Ihrer Erfahrung nach die beliebtesten ästhetischen Korrekturen bei Frauen und bei Männern?
Dr. Florian Ensat: Bei Frauen sind Brustvergrößerungen, Lidkorrekturen und Fettabsaugungen die am häufigsten durchgeführten Eingriffe. Bei Männern ebenso Lidkorrekturen, Fettabsaugungen und Nasenkorrekturen. Bei Männern und Frauen ist die Faltenbehandlung mit Botox die mit Abstand häufigste ästhetische Behandlung.
Welche Altersgruppe nimmt am häufigsten einen Eingriff vor?
Grundsätzlich sollten ästhetische Eingriffe erst nach vollständiger Beendigung der körperlichen Entwicklung erfolgen. Eine Ausnahme macht dabei die Korrektur abstehender Ohren, die man oft bereits vor dem Eintritt in die Schule vornimmt. Ansonsten zählen Brustoperationen und Nasenkorrekturen sowie Fettabsaugungen zu den häufigsten Eingriffen in der jüngeren Altersgruppe. Mit zunehmendem Alter stiegt die Zahl der Straffungsoperationen wie Bauchdeckenstraffung, Bruststraffung oder Oberarmstraffung. Außerdem werden dann häufig Korrekturen der Oberlider und Unterlider durchgeführt.
Wie haben sich die Zahlen im Bereich der ästhetischen Chirurgie („Schönheitschirurgie“) in den letzten Jahrzehnten in Österreich entwickelt?
Insgesamt ist ein eine deutliche Zunahme ästhetischer Behandlungen und Eingriffe zu verzeichnen. Dabei nehmen vor allem minimal invasive Behandlungen wie Botox, Filler oder kleinere ambulante Korrekturen deutlich zu. Waren ästhetische Eingriffe früher ein Tabuthema, wird heute relativ offen darüber gesprochen und die Hemmschwelle, sich zumindest über einen ästhetischen Eingriff zu informieren, ist deutlich gesunken. In Österreich haben wir seit 1.1.2013 ein neues Gesetz, welches die Durchführung ästhetische Eingriffe regelt, wodurch eine noch bessere Aufklärung und Information der Patienten gewährleistet werden soll.
Welche Eingriffe werden von Krankenkassen bezahlt?
In ausgeprägten Fällen werden einige der Eingriffe von der Krankenkasse bezahlt. Zum Beispiel Straffungsoperationen nach Gewichtsabnahme, Brustverkleinerungen, Lidkorrekturen, wenn das Gesichtsfeld eingeschränkt ist oder die Korrektur abstehender Ohren bei Kindern. Zunächst ist eine Untersuchung durch einen Facharzt für Plastische Chirurgie notwendig, die Entscheidung, ob eine Kostenübernahme erfolgt, trifft der jeweilige Chefarzt der Krankenkasse.
Worauf sollten Patienten bei der Wahl eines ästhetischen Chirurgen besonders achten?
Am wichtigsten ist es, sich über die Qualifikation des behandelnden Arztes zu informieren. Nur Fachärzte für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie müssen sich einer sechsjährigen Ausbildung unterziehen, in der alle Eingriffe erlernt werden. Bezeichnungen wie Ästhetischer Chirurg oder Schönheitschirurg sind keine geschützten Bezeichnungen. Zumeist handelt es sich um Allgemeinärzte oder Allgemeinchirurgen ohne vergleichbare Ausbildung. Außerdem sollte man sich vor Billigangeboten im In- und Ausland hüten. Top Qualität hat ihren Preis. Ob Verbrauchsmaterialien, Hygienestandards oder Qualifikation des betreffenden Arztes. Irgendwo muss bei diesen Billiganbietern gespart werden, sonst wären die niedrigen Preise nicht möglich.
Die Entscheidung zu einem chirurgischen Eingriff sollte gut überlegt sein, welche Faktoren spielen eine besonders wichtige Rolle?
Es ist wichtig, den Patienten klar zu machen, dass es sich bei jeder Operation um einen Eingriff handelt, der vom Patienten und Arzt ernst genommen werden muss. Es hat keinen Sinn, alles zu verharmlosen, wie das oft im Fernsehen oder in Werbeanzeigen erfolgt. Jede OP hat bestimmte Risiken, und Komplikationen treten in der Chirurgie nun mal auf. Eine seriöse Beratung und kein Überreden des Patienten zu einem Eingriff sollte vor jeder OP erfolgen.
Zu welchen Themen in Ihrer medizinischen Tätigkeit gibt es besonders viel Aufklärungsbedarf (häufige Fragen, Ängste)?
Gerade in unseren Breiten ist es den Patienten sehr wichtig, dass in der näheren Umgebung nicht gleich jeder bemerkt, dass ein ästhetischer Eingriff durchgeführt wurde. Vor allem in der Gesichtschirurgie muss man den Patienten klar machen, dass das sie nach der Operation nicht anders, sondern frischer und jünger aussehen werden.
Wenn Sie mit Außenstehenden über Ihren Beruf sprechen, mit welchen Vorurteilen bzw. welcher Voreingenommenheit sind Sie am häufigsten konfrontiert?
Viele vergessen, dass sich die Plastische Chirurgie mit sehr verschiedenen Aspekten beschäftigt. Die Wiederherstellungschirurgie nach Unfällen oder Tumoren oder auch die Handchirurgie sind ein Teil meiner täglichen Arbeit, den ich nicht missen möchte. Ich glaube Plastische Chirurgen haben einen sehr guten Ruf, der Ruf leidet nur häufig unter der Verwechslung mit selbsternannten Schönheitschirurgen.
Andere Länder, andere Sitten. In welchen Gesellschaften sind Körperkorrekturen besonders beliebt?
Viele Techniken und Trends kommen aus Südamerika. Vor allem in Brasilien sind ästhetische Eingriffe extrem häufig und werden offen zur Schau getragen. Viele Patienten wünschen dort, dass man das Ergebnis einer Korrektur offensichtlich sieht. Auch in den Vereinigten Staaten und Osteuropa ist im Vergleich zu Mitteleuropa die Natürlichkeit des Ergebnisses kein zentrales Anliegen der Patienten.
In welche Richtung geht der Trend, was dürfen wir in Zukunft erwarten?
Es ist eindeutig ein Trend in Richtung minimal invasiver Verfahren zu verzeichnen. Wochenlange Rekonvaleszenz ist für die meisten im Berufsleben stehenden inakzeptabel. Gewünscht werden effektive, unkomplizierte Korrekturen mit wenig Aufwand. Natürlich ist das oft nicht möglich, aber die Patienten sind heutzutage gut informiert, und wissen oft genau, was sie wollen.
Wir danken für das Gespräch!
Unser Interviewpartner Dr. Florian Ensat ist Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie in Graz und Salzburg. Für Patientinnen aus dem benachbarten Bayern (Deutschland) betreibt er die Seite dr-ensat.de.
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