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Dossiers - Meinung

Egoistische Frau – potenter Mann?

Adriana Iliescu ist Rumänin, 66 Jahre alt, pensionierte Gymnasialprofessorin für Literatur und hat am Beginn dieses Jahres ein Kind geboren. Das machte sie zur Berühmtheit, gilt sie doch als die älteste Mutter der Welt.
Möglich wurde das durch das Nützen aller Raffinessen, die die Reproduktionstechnologie heute zur Verfügung stellt: Hormongaben brachten ihren Zyklus wieder in Gang, die befruchteten Eizellen einer anderen Frau wurden ihr implantiert.
Dies macht sie nicht nur berühmt, sondern auch umstritten. Manche Medien stellen sie als Egoistin dar, andere wiederum als schrullige alte Dame, die Plüschaffen und grellbunte Gummistiefel liebt. Und was könne sie ihrer Tochter denn für ein Leben bieten mit einer mickrigen Pension in einer Zweizimmerwohnung? Wenige andere bewundern sie dafür, dass sie sich im hohen Alter noch den Strapazen einer Geburt und der Betreuung eines Kleinkindes aussetzt. Vor allem bewegt Viele (und auch mich) die Frage, was es denn für das Kind bedeutet, wenn es schon in jungen Jahren seine Mutter verlieren wird.
Aus feministischer Perspektive aber verwundern Aspekte, die beinahe gar nicht thematisiert werden. So zum einen die ethischen Grenzen der Reproduktionstechnologie: Darf alles sein, was technisch möglich ist? Zum anderen wird kaum problematisiert, dass das herrschende Frauenbild immer noch behauptet, dass eine Frau erst dann eine „richtige“ und „vollständige“ Frau ist, wenn sie auch Mutter ist – und großen Leidensdruck bei den Frauen auslöst, die dies aus welchen Gründen auch immer nicht sind.
Und zuletzt: Es gibt doch viele Männer, die 60, 70 oder noch älter sind und stolze Väter werden. Ihnen wirft niemand Widernatürlichkeit vor, auch nicht Egoismus, und sie gelten nicht als schrullig, sondern als potent.

Autorin: Silvia Arzt, Religionspädagogin, Salzburg

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