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Warum es viele Männer gar nicht eilig haben auszuziehen

Hotel Mama

In Italien bezeichnet man sie als Bamboccioni, im deutschen Sprachraum werden sie Nesthocker genannt. Gemeint sind junge Männer, die es immer später aus dem „Hotel Mama“ fortzieht.
Hotel Mama -
Nesthocker - © auremar - Fotolia

Statistiken zeigen, dass immer mehr junge männliche Erwachsene zum „Nesthocker“ mutieren. Wohnte im Jahr 1971 noch jeder dritte Mann im Alter von 25 Jahren in seinem Elternhaus, wusste im Jahr 2011 bereits jeder Zweite die Vorteile im „Hotel Mama“ zu schätzen. Welche Gründe gibt es aber für diese Entwicklung?

Hohe Lebenserhaltungskosten versus geringes Einkommen

Ein Grund ist sicherlich in den gestiegenen Kosten für die Lebenserhaltung zu suchen, die oftmals einem sehr geringen Einkommen gegenüberstehen. Manche Eltern können den jungen Erwachsenen finanziell unter die Arme greifen und sie bei Studiengebühren oder Mieten für Studentenwohnheime unterstützen. Für viele ist dieser monetäre Mehraufwand jedoch nicht leistbar, sodass als einzige Wohnmöglichkeit das Kinderzimmer übrig bleibt. Darüber hinaus ist auch das Anspruchsniveau der 20 bis 30-Jährigen sehr stark gestiegen. Teure Handys, Auslandsreisen, die neueste Mode sowie ein eigenes Auto sind im 21. Jahrhundert eine Selbstverständlichkeit, auf die man keinesfalls verzichten möchte. Wer sich also die Mietkosten spart und bei seinen Eltern wohnt, kann sich diesen Luxus weiterhin erlauben.

Lange Ausbildungszeiten und späte Familiengründung

Ein weiteres Motiv für einen etwas verspäteten Auszug aus dem elterlichen Wohnbereich sind längere Ausbildungszeiten, ein verändertes Bindungsverhalten sowie eine damit verbundene spätere Familiengründung. Aber auch jene, die bereits eine Berufsausbildung abgeschlossen haben, müssen oft noch Nesthocker bleiben, da sie unter Umständen keine passende Stelle finden oder noch weitere Qualifikationen anschließen.

Boomerang-Generation

Ein anderes beobachtbares Phänomen ist die so genannte Boomerang-Generation, junge Erwachsene, die ausziehen, um auswärts zu studieren, danach keinen Job finden und wieder ins Elternhaus zurückkehren. Der Hauptgrund dafür ist in der finanziellen Unsicherheit zu suchen, die über emotionalen Aspekten wie zum Beispiel Autonomie steht.

Wurzel des Nesthocker-Syndroms

In den 60er und 70er Jahren war es vollkommen normal, das Elternhaus sehr früh zu verlassen, um sich eine eigene Wohnung zu suchen bzw. eine Familie zu gründen. Mittlerweile nehmen jedoch die Konflikte zwischen den einzelnen Generationen ab und das Eltern-Kind-Verhältnis ist geprägt von emotionaler Nähe und Partnerschaftlichkeit. Dadurch gibt es wenig Anlass, um aus dem elterlichen Haushalt zu flüchten. Allerdings bringt das Nesthockertum nicht nur Vorteile mit sich: Die jungen Erwachsenen müssen sich den Anforderungen der Realität sehr spät stellen und werden dadurch erst mit Mitte oder Ende Zwanzig oder gar in den Dreißigern in die Selbständigkeit entlassen.

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