Titanic - Mythos und Wahrheit
Sind es die vielen menschlichen Schicksale, die die Menschen noch heute so bewegen? Oder ist es die Verkettung unglücklicher Umstände und Zustände, die zu dem Unglück führte, bei dem mehr als 1500 Menschen ihr Leben ließen? Oder sind gerade die vielen Gerüchte und Mythen, die sich um den Untergang spinnen an dem großen Interesse ursächlich? Würde man noch heute über die Titanic reden, wenn sie wohlbehalten in New York angekommen wäre?
Größenwahn
Am 31. Mai 1911 lief das damals größte Passagierschiff vom Stapel. Die RMS Titanic. Eine Gigantin, die in der Werft von Harland & Wolff in Belfast gebaut wurde. In der Bauzeit stand sie Seite an Seite mit ihrem Schwesternschiff Olympic, der drei Zoll kürzeren Schiffsversion. Schiffseigner war die White Star Line, welche in ständiger Konkurrenz mit anderen Kreuzfahrtlinien stand. Die Cunard Line mit ihren Schiffen RMS Lusitania sowie der RMS Mauretania galten als Hauptkonkurrenten, die es zu übertrumpfen galt. Man wollte Superlative auf allen Gebieten schaffen. Mit Größe und einem unübertroffenen Luxus. An innerer Ausstattung stand sie einem Schloss in nichts nach. Es gab außerdem Türkische Bäder, Squash- und Tennisplätze und Turnhallen. Für die Reichen der ersten Klasse, die auf einen Ausritt nicht verzichten wollten, gab es mechanischen Ersatz in Form von Sportgeräten, welche Pferde- oder Kamelbewegungen imitierten. Damit der Betrieb auf dem Schiff aufrechterhalten werden konnte, war ein Personal von 891 Menschen an Bord.
Urheber: Boris Lux - GFDL
Geschwindigkeitsrekord
Es galt auch, einen Geschwindigkeitsrekord zu brechen. Dabei war die Titanic nicht für große Geschwindigkeiten gebaut. Sie stand vielmehr für großzügigen räumlichen Luxus. Außerdem hatte sie ein sehr beträchtliches Gewicht, was andere Luxusliner weit übertraf. Sie sollte neue Maßstäbe für Luxusreisen in großer Bequemlichkeit setzen und benötigte viel räumlichen Platz. Im Vergleich mit der "Mauretania" wird deutlich, dass die Titanic niemals hätte schneller sein können. Die Maschinenleistung der Mauretania stand mit rund 70.000 PS einer Leistung der Titanic mit nur ca. 46.000 PS gegenüber. Durchschnittlich war die Titanic damit ca. 5 Knoten langsamer als die "Mauretania". Die hohe Geschwindigkeit auf der Jungfernfahrt verdankt die Titanic dem Umstand, dass die See absolut ruhig war. Der gleiche Umstand begünstigte allerdings auch die Katastrophe.
Unheilsbotschaft
Am frühen Nachmittag des 10. April 1912 startete die Titanic ihre Jungfernfahrt von Southampton in Richtung New York. Ein Augenzeuge berichtete später, dass eine Frau vor dem Ablegen der Titanic hoch zu den vier gewaltigen Schornsteinen sah. Benötigt wurden tatsächlich nur drei Schornsteine. Da aber alle anderen großen Kreuzfahrtschiffe vier Schornsteine hatten, baute man den Vierten als Attrappe und benutzte ihn als Lüftungsschacht. Aus Übermut kroch ein Heizer in den vierten Schornstein, beugte sich über den Rand und winkte von dort zu den vielen sich verabschiedenden Menschen herab. Dies erschrak die Frau so sehr, dass sie meinte es sei ein Zeichen für Unheil und das Schiff werde untergehen.
Der Feigling
Joseph Bruce Ismay, der Präsident der White Star Line, ließ es sich nicht nehmen, bei der Jungfernfahrt dabei zu sein. Er soll maßgeblich an den Umständen zum Untergang der Titanic beteiligt gewesen sein. Auf seinen zwingenden Wunsch hin befahl der erfahrene Kapitän Edward John Smith die hohe Geschwindigkeit, um schneller in New York zu sein. Joseph Bruce Ismay ging später als großer Feigling in die Geschichte ein. Er ließ sich retten, während Hunderte ertranken oder dem Kältetod im Wasser erlagen.
Der Mumienfluch
Gerüchten zufolge soll sich an Bord der Titanic eine altägyptische Mumie befunden haben. Diese Mumie soll zuvor schon Todesopfer gefordert haben. Ausgräber, wie auch später Aufsichtspersonen in einem britischen Museum starben angeblich unter mysteriösen Umständen nach Kontakt mit der Mumie. Darauf verbannte man sie in den Museumskeller. Eine reiche Dame kaufte diese Mumie, um sie in der Titanic mit nach New York zu nehmen. So sprach man über den Fluch der Mumie, als die Titanic untergegangen war. Auf der Ladeliste der Titanic findet sich diese Mumie nicht wieder.
Der Kapitän
Kapitän Edward John Smith war der beste und erfahrenste Seemann der White Star Line. Die Überfahrt nach New York mit der Titanic sollte die letzte Fahrt vor seiner Pensionierung sein. Sie sollte krönender Abschluss seiner Karriere werden. Er gab nach, als Joseph Bruce Ismay auf Schnelligkeit drängte. Auf den Triumph im Hafen von New York musste Kapitän Smith verzichten, aber seine letzte Reise wurde es definitiv. Er blieb bis zum Schluss auf seinem Schiff.
Angeblicher Versicherungsbetrug
Kapitän Edward John Smith hatte zuvor das Schwesterschiff Olympic befehligt. Sie lief früher vom Stapel als die Titanic. Leider erlebte er zwei Havarien mit der Olympic, welche ihm sicher peinlich gewesen sind. Eventuell wollte er seinen angeschlagenen Ruf mit der guten Leistung auf und mit der Titanic wieder herstellen. Die Olympic kollidierte unter seiner Führung mit einem anderen Schiff, der kleineren "Hawke". Es könnte sein, dass ein starker Sog ursächlich für diesen Zusammenstoß war. Luxusliner dieser Größenklasse verursachen bei der Fahrt einen enormen Sog und Wellenschlag. Beim Auslaufen der Titanic am 10. April 1912 konnten sich einige kleinere Schiffe kaum an ihren Tauen halten. Einige rissen sich vom Kai los. Die Olympic hatte durch die Hawke einen großen Schaden am Bug, den angeblich keine Versicherung zahlen wollte. Der andere Schaden mit der Olympic ereignete sich, als diese eine Schiffsschraube verlor. Dieser Umstand gab lange Zeit Anlass zu Spekulationen, dass es nicht die Titanic war, die auf dem Grund des Meeres liegt, sondern die Olympic. Angeblich hätte man eine Schraube von der Titanic an die Olympic montiert. Die Olympic hat die Herstellungsnummer 400 bekommen. Die benachbart gebaute Titanic, die länger im Dock lag, wurde mit der 401 versehen. Verschwörungstheoretiker nahmen an, dass die verlorene Schraube durch eine der damals noch im Dock liegenden Titanic ersetzt wurde. Es ging nach Gerüchten nicht die Titanic auf Jungfernfahrt, sondern die Olympic, mit der Antriebsschraube der Titanic. Allerdings zeigt sich nach neuesten Erkenntnissen, dass nicht nur die Schraube des Wracks die Nummer 401 trug. Alle anderen Teile des untergegangenen Ozeanriesen tragen auch die Nummer 401. Dies beweist, dass es mit Sicherheit die Titanic war, welche damals sank. Es gab also keinen Versicherungsbetrug.
Klassengesellschaft
Es gab tatsächlich eine Dreiklassengesellschaft an Bord der Titanic, die sehr ausgeprägt war. Die erste Klasse bestand aus vielen berühmten Menschen mit Rang und Namen und viel Geld. John Jacob Astor VI war einer davon. Die erste Klasse protzte mit Luxus. Es ist kein Geheimnis, dass die zweite und gerade die dritte Klasse nicht annähernd so gut ausgestattet waren. Die dritte Klasse war sehr spartanisch eingerichtet und strikt abgetrennt von den anderen Klassen, tief im Bauch des Schiffes untergebracht. Auch, um eventuelle Seuchen und Krankheitsherde, welche man in der dritten Klasse vermutete, fernzuhalten. Beim Untergang wird es wohl kaum vielen Passagieren gelungen sein aus der dritten Klasse zu entkommen.
Schlagseite
Die Fahrt bis zur Kollision mit dem Eisberg verlief optimal. Die See war sehr ruhig. Es existierte kein Wind. Der einzige Windzug entstand durch die Geschwindigkeit des Schiffs selbst. Die Speisesäle waren wegen des guten Wetters auch reichlich besetzt. Ein Überlebender der Katastrophe berichtet, dass er mit anderen Mitreisenden während des Essens feststellte, dass die Titanic Schlagseite nach Backbord hatte. Er bemerkte es, als er aus den seitlichen Fenstern blickte. Auf der einen Seite sah er nur Himmel, auf der anderen Seite auch See. Man spekulierte an Bord unter den Passagieren über die Ursache und kam zu der Einschätzung, es läge an der Beladung. Wie weit diese Schlagseite später Einfluss auf die Kollision mit dem Eisberg hat, bliebe Spekulationen überlassen.
Vor dem Eisberg wurde durch andere Schiffe frühzeitig per Funk gewarnt. Warum die Verantwortlichen auf der Titanic darauf nicht gebührend reagierten, kann nur vermutet werden. Eventuell lag es daran, dass der Funkoffizier Jack G. Phillips mit Glückwunschtelegrammen und mit unzähligen Mitteilungen der Passagiere zu tun, die gefunkt werden mussten. Dadurch vernachlässigte er wohl eintreffende Warnmeldungen. Oder lag es daran, dass die Meldungen einfach ignoriert wurden, um den angestrebten Geschwindigkeitsrekord nicht zu gefährden? Vielleicht verließ man sich auch auf die trügerische Sicherheit der Titanic. Sie galt als unsinkbar. Eine Aussage, mit der die Reederei nie geworben hatte. Dennoch glaubte man fest daran.
Die Stahlnieten
Mit schnell schließenden und vielen Schotten (leider quoll das eindringende Wasser nach der Kollision mit dem Eisberg über die Schotten hinaus, weiter ins Schiff) und angeblich einer dicken Schiffshaut, war die Titanic schon relativ sicher. Und hätte man aus Kostengründen nicht auf die flexiblen Stahlnieten in Rumpf weitgehend verzichtet, wäre die Titanic auch nicht so schnell gesunken. Die anstelle der Stahlnieten verbauten minderwertigen Eisennieten trugen sicher mit zur Katastrophe bei. Die Titanic wurde nicht der Länge nach vom unterirdischen Eisberg aufgeschlitzt, wie neue Untersuchungen am Wrack beweisen, sondern wurde vielmehr eingedrückt. Durch die Löcher der abgebrochenen Eisennieten drang das kalte Meerwasser. Bis in die sechste Abteilung. Eine Abteilung weniger überflutet, und die Titanic hätte sich über Wasser halten können. Das berechnete Thomas Andrews, der an Bord befindliche Konstrukteur der Titanic. Er ging mit "seinem" Schiff unter.
Das Krähennest
Nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen konnten die diensthabenden Offiziere im "Krähennest", so wurde der Ausguck genannt, den Eisberg nicht rechtzeitig erkennen. Auch, wenn sie - was nicht der Fall war - Ferngläser besessen hätten. Die Ferngläser waren von einem Offizier kurz vor Auslaufen der Titanic in seinen Schrank geschlossen worden. Der Offizier wurde kurzfristig ausgetauscht und er vergaß seinem Nachfolger mitzuteilen, wo sich die Ferngläser befanden. Eisberge erkennt man auf hoher See am besten von einem niedrigen Aussichtspunkt. So hebt sich der Eisberg optisch besser ab und hat nicht die gleiche Farbe wie die See. Gerade, wenn die See ruhig ist wie am 14. April 1912. Bei Seegang rollt das Wasser vom Eisberg ab und entwickelt einen weißen Blasenfilm, welcher auf einen Eisberg hinweist. Diesen könnte man von einem erhöhten Ausguck eher sehen, als den Eisberg selbst. Am Tag des Untergangs bestand allerdings Windstille.
Autor: "Aspireone2" bei ContentworldLesen Sie weiter: Der Untergang der Titanic (Teil2)Teilen
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