Vater sein
Als Vater mehr in Beziehung kommen
„Wenn mich jemand als tollen, ja sogar idealen Vater bezeichnet, ist das für mich nur schwer anzunehmen“, berichtet Klemens Hafner-Hanner. Er ist halbtags im Katholischen Familienverband tätig und hat nebenbei einige freiberufliche Aufträge. Klemens teilte sich mit seiner Frau die Karenzzeiten und verbringt auch jetzt sehr viel Zeit mit seinen drei Kindern: Zwei Buben im Schulalter und einem kleinern Mädchen. Dazu kommen alle Tätigkeiten im Haushalt von Kochen bis Putzen.Das Außergewöhnliche ist Routine
„Bin ich dadurch ein besserer Vater als ein anderer? Ich glaube, dass ist die falsche Frage! Ich habe mich eben für diesen Weg entschieden“, unterstreicht Klemens. Er erlebt es zunächst so, dass es für die gemeinsamen Kinder selbstverständlich ist, dass ein Vater viel Zeit Zuhause investiert und Ansprechpartner für alle kleinen und großen Probleme ist. Die Frage an die Kinder: „Wie ist das für Euch, dass der Papa so viel da ist?“ würde sie eher ratlos lassen, vielleicht auch als Antwort bringen: „Na, der kann auch ziemlich lästig sein…“ – „Sie kennen es nicht anders, als dass auch ich koche, putze, sie anziehe, auch in Kindergarten und Schule präsent bin, mit ihnen spiele und lache, mich aber genauso ärgern kann, wenn es nicht so gut läuft.“
So gestalten sich die Beziehungen im Familienumfeld intensiver, gemeinsame Zeiten schweißen auch zusammen. „Dieser Alltag ist mitunter auch sehr anstrengend und entnervend oder Mann bekommt dabei zeitweise das Gefühl, einem fällt Zuhause die Decke auf dem Kopf“, betont Klemens.
Lebensphase mit Gewinn
Wenn er andere Männer beobachtet, die sehr viel Zeit außerhalb der „Arbeit zu Hause“ verbringen kommt auch manchmal Neid auf ein „solches Leben“ auf. Klemens ist derzeit in der Ausbildung als Ehe-, Familien- und Lebensberater – „ich treffe dabei auf Klienten, die es bedauern, dass sie wenig Zeit für ihre Kinder gehabt haben und wenig Bezug zu dem, was zu Hause geschieht.“ Auch viele Beziehungsprobleme hängen aus Klemens’ Erfahrungen eng mit der Balance zwischen dem „Brotberuf“ und der Arbeit zu Hause zusammen. Ebenso große Bedeutung hat für Klemens weiters, „was ich mir selber gönne, wie ich meine Freizeit gestalte.“
Er hält nichts davon, „wenn Frauen und Männer ein idealisiertes Bild vom Zuhause-Vater transportieren. Die „Arbeit zu Hause“ ist sehr schön und bereichernd, aber sie verdient deutlich mehr Anerkennung und auch Unterstützung als sie derzeit Frauen und Männer bekommen.“ Also auch konkrete Bildungsangebote, unterstützende Rahmenbedingungen für Männergruppen bzw. Unternehmen, die fördern, dass Männer mehr Zeit in Erziehungs- und Beziehungsarbeit und auch in die eigene Lebensqualität investieren können.
Von Christian Freisleben-Teutscher. Der Autor ist Journalist und Trainer.
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