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Väter

Der Vater als Bezugsperson

Der Slogan „Kinder brauchen Väter“ ist mittlerweile fester Bestandteil gegenwärtiger Männerliteratur geworden. Vielerorts wird sogar der „Vaterhunger“ als das schwerwiegendste Defizit in der Entwicklungsgeschichte von Männern identifiziert. Grund genug zu fragen, wie wichtig Väter tatsächlich für ihre Kinder sind.
Der Vater als Bezugsperson -
Der Vater als Bezugsperson - © Safer - Fotolia.com
Wissenschaftlich belegbar ist, dass sich bei engagierten Vätern ein positiver Einfluss auf die Entwicklung ihrer Kinder zeigt, konkret in der Entwicklung von Fähigkeiten, sich in andere einzufühlen, von sozialer Kompetenz, schulischer Leistungsfähigkeit und Problembewältigungsfertigkeiten. Andererseits stellt die Abwesenheit des Vaters, die länger als sechs Monate dauert und in der frühen Kindheit folgt, ein belastendes Ereignis für die spätere Entwicklung des Kindes dar, für Buben etwas mehr als für Mädchen. Nur, die Ursache dafür kann vielfältig sein.

Belastende Lebensumstände


Es kann das Fehlen des zweiten Elternteils sein oder die ökonomischen Probleme verbunden mit dem emotionalen Stress, die sich für Ein-Eltern-Familien daraus ergeben. Es können sich die subjektive Erfahrung des Kindes, von einem Elternteil vernachlässigt zu werden, negativ auswirken oder aber die Konflikte vor und nach der Scheidung. Demnach ist es nicht die Vaterabwesenheit an sich, die beeinträchtigt, vielmehr sind es die Folgen der durch eine Trennung hervorgerufenen schwierigen Lebensumstände. In dieselbe Richtung gehen höchst irritierende Ergebnisse von Studien, die besagen, dass Kinder von der Vaterabwesenheit auch „profitieren“ können.

Verlässliche Beziehung in drei Dimensionen


Wie lässt sich dieser widersprüchliche Befund deuten? Präzisierend festzuhalten ist, dass die positiven Auswirkungen nur bei jenen Kindern festgestellt wurden, deren Väter mehr als 42% der Versorgungsarbeit übernommen haben. In diesen Fällen hat ein Kind zwei präsente Elternteile, zu denen es autonome und nahe Beziehungen aufbauen kann. Der wesentliche Wert liegt also primär nicht im Geschlecht des Vaters sondern in der Anwesenheit einer zweiten verlässlichen Bezugsperson.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass eine positiv wirkende Vaterschaft drei Dimensionen fordert: kontinuierliche Zeit der Anwesenheit, Anteil nehmende und Anteil gebende Kommunikationsformen und konkrete Fürsorgearbeit (Hausarbeit). Erst auf dieser Basis ist für Kinder (Töchter und Söhne) ein positives Erleben der Männlichkeit ihres Vaters möglich. Wo Väter diesen Dimensionen entgegenwirken, z.B. durch Gewalt oder Vernachlässigung, profitieren Kinder eher von ihrer Abwesenheit.

In Österreich ist die Beteiligung von Vätern am Alltag ihrer Kinder nach wie vor eher gering, sowohl bei Zwei-Eltern- als auch bei Ein-Eltern-Familien. Vordringliche politische Aufgabe wäre es nun, für Strukturen zu sorgen, die es Vätern in allen Familienformen ermöglicht und sie auch dazu verpflichtet, sich konstruktiv am Leben ihrer Kinder zu beteiligen. 

Von Erich Lehner. Der Autor ist Männerforscher und Psychoanalytiker.

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