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Karenz

Väterkarenz - Ein Vergleich mit Schweden

Eine Diskussion über Väterförderung in Österreich kommt ohne Bezug auf Schweden nicht aus. Dort gehen über 50% der Männer auf Karenz. Parallel dazu wird aber auch Kritik an diesem Modell laut.
Die Kritik ist vielfältig: 1) die in Karenz gehenden Männer beanspruchen nur 17% der Karenztage, zumeist nur die ausschließlich für Männer reservierten zwei Monate; 2) fällt ihre Karenzzeit auffallend oft mit der Zeit der Elchjagd zusammen; zudem wird 3) immer wieder der andere kulturelle Zusammenhang betont, der auf Österreich nicht übertragbar sei.

Recht auf einen Vater


In Schweden gibt es eine andere Tradition in Bezug auf Vaterschaft. Ein wichtiges Datum ist das Jahr 1917, in dem das Recht der Kinder auf einen Vater gesetzlich festgelegt wurde. Damit wollte der Staat die Möglichkeit schaffen, die väterliche Verantwortung auch für uneheliche Kinder einzufordern. Diese Maßnahme stieß außerhalb Schwedens auf Unverständnis. So wurde in Wien 1926 der „Bund für Männerrechte“ gegründet, der genau das verhindern wollte, dass Männer auch für uneheliche Kinder Alimente zahlen müssen.
1974 wurde die Elternversicherung eingeführt, die Eltern 80% ihres Nettogehaltes als Karenzgeld ausbezahlen sollte. Das erklärte Ziel war, dass sowohl Mütter als auch Väter bei ihren Kindern zu Hause bleiben. „Die öffentliche Meinung war ablehnend, aber die Regierung erkannte, dass wirkliche Gleichstellung nicht erreicht werden konnte, wenn die Väter sich nicht mehr um ihre Kinder kümmerten. Die Politiker trauten sich, Wegbereiter zu sein“, meint der schwedische Männerforscher Lars Jalmert.

Politischer Gestaltungswille


Als deutlich wurde, dass Schwedens Väter die Karenzzeit dennoch nicht nutzten, wurden Kommissionen eingesetzt. Das Ergebnis waren nationale Bildungskampagnen mit begleitenden strukturellen Maßnahmen, um Männer zu einem verstärkten familiären Engagement anzuregen: z.B. wurde 1995 ein Monat (seit 2002 zwei Monate) des einjährigen Elternurlaubs ausschließlich für Väter reserviert; darüber hinaus wurden zehn Tage Freistellung für Väter nach der Geburt eines Kindes geschaffen; 60 Tage Freistellung pro Kind im Fall von Krankheit; das Recht der Eltern auf Teilzeitarbeit bis zur Vollendung des siebten Lebensjahres ihres Kindes. Selbstverständlich ist die Grundlage all dessen ein gut ausgebautes Kinderbetreuungssystem.
Mehr als die einzelnen Maßnahmen ist es der politische Gestaltungswille, der Schwedens Männer verändert hat. Schwedens Männer gehen nicht nur in Karenz, sondern übernehmen auch ein Drittel der Pflegetage für kranke Kinder und erreichen in einigen Untersuchungen sogar einen Anteil von 42% an der Haus- und Familienarbeit. Da kann man aus österreichischer Perspektive durchaus milde darüber hinweg sehen, dass sie während der Karenz möglicherweise auch auf Elchjagd gehen.

Von Erich Lehner. Der Autor ist Männerforscher und Psychoanalytiker.

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