Biere in Italien und Frankreich
Italiener als Bier-Banausen?
Am Stiefel des alten Kontinents spielte Bier bis tief ins 19. Jahrhundert kaum eine Rolle. Erst viel später kamen Konzerne mit einer gewissen internationalen Bekanntheit wie Peroni oder Moretti richtig auf. Italien importiert des Weiteren auch verhältnismäßig viel Bier. Etwa ein Viertel des Gesamtbedarfs wird eingeführt – Gutteile davon aus Deutschland und von den britischen Inseln.
Aktuell werden im Land von Pizza und Pasta Schätzungen zufolge unter 30 Liter pro Person und Jahr getrunken, also circa nur ein Fünftel der Menge von Trink-Krösus Tschechien. In vielen urbanen Gegenden ist jedoch ein Trend feststellbar, dass immer mehr Pubs und Bier-Bars eröffnen und auch – vor allem von der jungen Klientel – angenommen werden.
Die Italiener sind Freunde der Pilsener Brauart und auch in Frankreich erfreuen sich vor allem Lager-Biere Beliebtheit. Ein beträchtlicher Teil der in Frankreich hergestellten Brau-Erzeugnisse kommt aus dem Elsass, also der Grenzregion zu Deutschland. In dieser Region vermischen sich die Denkweisen und Geheimnisse von deutscher und französischer Bier-Philosophie.
Eine Brau-Hauptstadt an der Grenze
Glaubt man hingegen dem Volksmund, so lautet die Faustregel: „Es ist die französische Küche besser ebenso wie das deutsche Bier.“ Die Erzeugnisse reifen in Frankreich nämlich weit kürzer in den Fässern, außerdem werden weniger Hopfen aber mehr Zusatzstoffe verwendet – eine Machart, die mit dem Reinheitsgebot der Deutschen nicht in Einklang zu bringen wäre.
Im Gegensatz zu Italien hat Frankreich eine gefühlte Bier-Hauptstadt - nämlich Straßburg in Elsass-Lothringen. Die lokal sehr beliebten Marken Kronenbourg und Kanterbräu werden dort hergestellt. Neben den genannten spielen auch die Marken „33“, Mutzig und Pelforth eine entscheidende Rolle am Binnenmarkt der ‚Grande Nation’.
Markenspezifisch sei für Italien erwähnt, dass gerade die Brauerei Moretti mit den Produkten Moretti Bruna und Moretti Rossa dunkle Biere von internationalem Format in ihrem Sortiment hat. Die Etiketten dieser Marke stechen in jedem Supermarkt sofort ins Auge, zeigen sie doch einen bärtigen Mann, der Schaum von einem Bierglas bläst. Nicht zu verachten sind auch die Produkte von Poretti, einer Brauerei, die in Varese nördlich von Mailand ihren Sitz hat. Vor allem die saisonalen Spezialbiere sind hier Insidern ein Begriff.
Was mit Champagnerflaschen möglich ist
Apropos Norden: Im Norden Frankreichs, genauer der Provinz Nord-Pas de Calais an der Grenze zu Nachbarstaat Belgien hat sich ein besonders markanter Braustil bis heute erhalten. Die dort in der Umgebung von Lille hergestellten, obergärigen „bières de garde“ („Lagerbiere“) gelten nämlich als ordentlich stark im Abgang und werden in Champagnerflaschen abgefüllt. Diese werden dann verkorkt und auf den Bauernhöfen der Region verkauft. Auch die Industrie hat die Nachfrage nach diesen Bieren schon erkannt und vertreibt sie in immer größerem Umfang.
Sehr geschätzt ist bei Liebhabern, um exemplarisch nur eine zu nennen, die Sorte Jenlain der Familienbrauerei Duyck. Das Bier zeichnet sich durch seine fruchtig-würzige Note aus und wird in der Nähe von Valenciennes hergestellt. Hat man nicht genügend Durst für eine ganze Champagnerflasche voll Bier, bietet Duyck auch kleine Flaschen, allerdings ebenfalls authentisch verkorkt, für seine Gäste an.
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