Sex im Herbst des Lebens

"... und wenn ich’s anspreche, sagt sie, dass ich eh’ nur das Eine will. Und ich sag’ dann immer: Und du willst immer nur reden. Bei ihr muss zuerst die Beziehung passen und ich öffne mich, wenn ich sie körperlich spüre.“
„Das ist der Keim vieler Machtkämpfe bei Paaren“, sage ich. „Aber ich denke, Sex im Alter ist ein bisschen wie Essen im Alter. Mann will genießen, muss jedoch achtsam sein bei der Art der Verkostung. Manchmal isst Mann einfach aus Hunger oder auch aus purer Lust. Dann wieder, weil Mann mit Menschen beisammen sein will, wo ein gutes Essen erst die Gemeinsamkeit so richtig krönt. Hin und wieder verschlingt Mann das Essen. Zeitweise verdaut Mann recht flott, dann wieder ist es unbekömmlich.“

Und manchmal isst und genießt Mann auch allein. Die Menge an Essen weicht im Alter mehr der Qualität. Sex als Fastfood, als Picknick im Grünen, als 5-Gänge-Menü, wo vielleicht die Nachspeise erst der Gipfel ist. „Welches Menü ist Ihnen am meisten zuträglich?“, frage ich weiter.

„Na ja, in den ersten Jahren war es wie Picknick und Fastfood. Wie die Kinder da waren, war’s ein bisschen wie schnell Jausnen. Und heute mit meinen 66 Jahren – ja, was will ich da wohl – vielleicht ein 3-Gänge Menü mit mehr Zeit ... und hin und wieder die Nachspeise mit Schokostreusel!“ – „... und dazwischen Plaudern, wie es einem geht, was Mann am Partner schätzt, sich zusammenreden wer von Ihnen beiden was, wie und wie oft sich wünscht. Wer einkauft, kocht, abwäscht, was Mann so im gemeinsamen Alltag will und weniger will, einfach sich zeigen und am Leben des anderen Anteilnehmen“, füge ich hinzu.

Autor: Leo Pöcksteiner, Männerberatung St. Pölten

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