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Meinung "Bunte Statements"

Lesen macht Männer sexy

Ich kenne die Klagen der Bibliothekarinnen und die immer wiederkehrende Frage, wie man – vielmehr frau – die Männer in die Bibliotheken bringen könnte. Gar nicht, sage ich dann manchmal. In Wirklichkeit brauchen wir sie dort nicht. Kümmert euch um die Zielgruppen, die freiwillig kommen, sage ich.
Lesen macht Männer sexy - julianrod - Flickr
Mann lesend - Foto: Flickr-User julianrod - Lizenz: CC BY 2.0
... Aber es hilft nicht. Kein Treffen, keine Fortbildung, wo diese Frage nicht gestellt wird. Frauen müssen was davon haben, wenn Männer lesen. Aber was?

Einen motivierenden Text zum Thema Lesen für ein Männermagazin schreiben? Ich müsste es doch längst besser wissen: Männer lesen nicht. Oder zumindest viel weniger als Frauen. Und wenn, dann höchstens die Zeitung, den Teletext und das, was sie unbedingt müssen. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Und durch Erfahrung belegt.
Ich kenne sie zur Genüge, die neuen Väter, die mit ihren Kindern sonntags in die Bibliothek kommen. Man sieht ihnen an, dass sie geschickt werden. Ein ganz und gar harmloses Übungsfeld, möchte man meinen. Aber dann: Meistens treiben sie die Kinder zur Eile an und stehen da, als möchten sie sich unsichtbar machen. Nicht nur einmal ist mir die unverzeihliche Unsensibilität passiert, einen auch noch anzusprechen. Und dann auch noch mit der Behauptung, dass es hier wohl auch viel für seinesgleichen gäbe. Er möge sich doch nur umsehen.
Oft war es gar nicht leicht, aus einem so begonnenen Gespräch wieder herauszufinden.
Peinlich.

Oder die Einladung zum Seniorenbund vor einigen Jahren. Stunden habe ich aufgewendet, mich darauf vorzubereiten. Drei Taschen sorgfältig ausgewählter Literaturempfehlungen für die spezielle Zielgruppe habe ich geschleppt und gefällig präsentiert. Nicht einmal aus Höflichkeit sind sie aufgestanden, die Herrn der Schöpfung. Ich habe wie gegen Wände geredet.
Nie mehr, das habe ich mir geschworen.

Und jetzt sage ich hier zu. Mir ist nicht zu helfen. Ich geb’s auf und gehe in den Garten.
Und plötzlich ist es mir klar. Schon vor ein paar Jahren habe ich es gelesen: Lesen macht sexy, finden die Frauen. Männer, die sich in der Öffentlichkeit beim Lesen zeigen, wirken attraktiv. Kaum etwas anderes scheint dem interessierten Gegenüber einen besseren Grund für eine Kontaktaufnahme zu geben. Vor allem Kenntnisse von Klassikern wirken anziehend.
Wenn das keine Motivation ist.
Und ich habe gar nichts dazu getan.

Autorin: Maria Fellinger-Hauer, Leiterin der Bibliotheksstelle der Diözese Linz

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