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Die Erotik des Essens

Aphrodisierendes Essen

Essen und Erotik stehen bereits seit der Antike in innig verbundener Zweisamkeit. Schon in geraumer Vorzeit huldigten der griechische Dionysos-Kult und die römischen Bacchanten in orgiastischen Trinkgelagen mit Wein und nackten Tänzerinnen ihren Göttern des Rausches.
Aphrodisierendes Essen -
Sinnlich - © Anton Zabielskyi - Fotolia

Auch heute noch sorgt Wein – vorausgesetzt, er wird in Maßen genossen – für ein lockeres Sprudeln der Gefühle. Sein nobler Verwandter, der Champagner, kann mit seiner prickelnden Wirkung auch außerhalb des Glases entzücken. Die Fantasie findet schon ihre Wege auf dem Körper.

Zu Zeiten Mozarts, als die gesellschaftliche Atmosphäre von einem repressiven Nebel überdeckt war, erfreute sich die gehobene Gesellschaft fast subversiv an frivolem Naschwerk. Ein leuchtendes Beispiel sind die “Venusbrüstchen” – eine von Schokolade überzogene Sünde aus Maroni, Nougat und Weichselcreme.

Heute zählt die Komposition eines „Menu d’amour“ zu den Grundlagen der perfekten Verführungskunst. Sämtliche Sinne gilt es aufzuheizen, um die entstandene Energie in einer darauffolgenden Supernova explodieren zu lassen. Ein freudianisches Motiv, das uns – kaum überraschend – in unserer Kindheit zugeschrieben wurde, spielt hier seinen Einfluss aus: die orale Phase. Tatsache ist: die empfindlichen Geschmacksrezeptoren, die sich in Scharen auf Lippen und Zunge befinden, verwandeln den gesamten Mundraum in ein Minenfeld der genüsslichen Wahrnehmung.

Wie Venus aus dem Meerschaum

Doch auch Gestalt und biochemische Reaktionen der Nahrungsmittel beeinflussen die Zuordenbarkeit erotischer Macht. Bestes Beispiel: die Auster – in geöffnetem Zustand an weibliche Genitalien erinnernd. Casanova selbst soll seine Manneskraft täglich mit sage und schreibe 50 Stück gesteigert haben. Und in der Tat verfügt die Auster über einen recht hohen Zinkgehalt, der sich positiv auf die Testosteron-Produktion des Mannes auswirkt. Dass die durchschnittliche Auster zwischen 40 und 100 Millionen Eizellen hervorbringt, verschafft ihr den Ruf unendlicher Fruchtbarkeit. Die Anzahl der männlichen Spermatozoiden übersteigt diesen Wert übrigens noch um ein Vielfaches.
 
Überhaupt erweisen sich Meeresfrüchte als sichere Bank, wenn es zur kulinarischen Verführung kommt. Neben Kaviar, Muscheln und Kaisergranaten zählen vor allem Hummer und Krabben zu den natürlichen Liebes-Boostern. Da wird mit den Fingern gegessen, das zarte, eiweißreiche Fleisch aus den Schalen gesogen und die maritim-salzige Flüssigkeit geschlürft. Ein sinnliches Essvergnügen abseits der strengen Etikette mit feudal-luxuriöser Vergangenheit.

Doch auch „Fleischeslust“ kann einen erfolgreichen Ausgang des Liebesmahls bewirken. Verantwortlich dafür ist der Vitamin-B-Komplex, der die Energieversorgung und Zellerneuerung maßgeblich beeinflusst. Somit kann man sagen: Fleisch macht aktiv.
Beef Tatar gilt dank seiner Kombination aus sündig rohem Fleisch und dem eisenhaltigen Ei als Kraftnahrung schlechthin.

Ein Spaziergang durch den Garten der Lüste

Reichlich Reiseproviant für den Weg zum Höhepunkt lässt sich auch im Obstgarten finden: Der Apfel gilt seit Adam und Eva als verbotene Frucht und außerdem als Symbol der Liebesgöttin. Dann wären da noch die Birne, die Marille und der Pfirsich – hier vor allem die alte Sorte „Téton de Vénus“ („Venusbrust“) – mit ihren weiblichen Rundungen. Die Feige, dieses fleischige Ding, das in seiner Gestalt ebenfalls an das weibliche Geschlechtsorgan erinnert. Die süßen Weintrauben, aus denen der berauschende Trunk fließt. Und nicht zuletzt die Erdbeeren, die Klaus Kinski so wild machten. Darüber hinaus empfiehlt das indische Kamasutram die an Provitamin-A reiche Mango zur Entspannung und Erfrischung nach dem sexuellen Akt.

Als etablierter Pfeiler eines erotischen Mahls gilt der Granatapfel mit seinen saftigen, prallen, rot-leuchtenden Kernen. Nicht nur zum Drüberstreuen eignen sich die Blüten von Rose, Veilchen, Flieder und Holunder. Sie betören auch Geruch- und Sehsinn mit ihren zarten Farben und Düften. Rot steht dabei für Liebe und ungezügelte Leidenschaft, violett hingegen, wird mit weiblicher Sexualität gleichgesetzt.

Für erweiterte Blutgefäße sorgt das in Chilischoten und Pfeffer natürlich enthaltene Capsaicin und macht diese Gewürze zu Scharfmachern in jeglicher Hinsicht. Eine hohe Konzentration an hormonellen Lockstoffen, den Pheromonen, ist das Geheimnis der Trüffel, die damit nicht nur Schwein und Hund lockt, sondern auch die animalischen Triebe im Menschen weckt. Der Spargel wiederum, verleitet nicht nur zu optischen Assoziationen, sondern steigert darüber hinaus durch seine entwässernde Wirkung den Blasendruck. Positiver Nebeneffekt: Die Nervenbahnen im Genitalbereich werden stimuliert.

Potenzmittel, nicht ganz alltäglich

Im chinesischen Raum löffelt man Potenz aus der Schwalbennestersuppe. Zurückgeführt wird dies auf den nahrhaften Seetang, der reich an Mineralstoffen und Vitaminen sei und vom eiweißreichen Fischrogen zusammengehalten wird. Zermahlene Seepferdchen, getrockneter Tigerpenis, Schlangenblut und pulverisiertes Rhinozeros-Horn treiben weitere obskure Blüten auf der asiatischen Spielwiese der Potenzmittel.

Gefährliche Höhenflüge verspricht außerdem die berüchtigte „Spanische Fliege“: Das aus zermahlenen Käfern gewonnene Reizgift Cantharidin soll eine mächtige Erektion bewirken.  Aber Vorsicht – eine Überdosierung kann schnell mal zu einem schmerzhaften Dauerzustand werden und in einem Nierenversagen resultieren. Die nächste Stufe wäre schließlich der Tod. Und nicht der kleine, von dem die Franzosen singen…

Eine modernere, weitaus weniger gefährliche Möglichkeit, körperliche Gelüste und Naschen unter eine Decke zu bringen, bietet sich den Liebenden mit essbarer Unterwäsche. Biochemisch null Wirkung und auch geschmacklich kein großer Bringer – aber schließlich bleibt das größte Aphrodisiakum die Fantasie. Und mit den aufgefädelten Zuckerperlen lässt sich da schon etwas anstellen.

Autor: Mag. Oliver Rapouch

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