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Dossiers - Meinung

Vorzeichenwechsel

Seit 5 bis 7000 Jahren herrschen Männer, sagt die Forschung. Das Patriarchat hat nicht nur Frauen und Kindern geschadet, sondern auch uns Männern.
Vorzeichenwechsel -
Vorzeichenwechsel - Foto: flickr-user: Danacea - CC BY 2.0
Für einige Problemlöser und Problemlöserinnen ist daher die Antwort auf alle Probleme dieser Welt: Lasst doch endlich die Frauen herrschen! Sie seien die besseren Menschen. Sie können über ihre Gefühle reden. Sie leben besser ihre emotionalen Beziehungen als Männer. Sie können komplexere Zusammenhänge besser erfassen und sie sind vorsichtiger, wenn sie urteilen – so sagen Frauenforscherinnen.
Während ich meine Kolumne schreibe, höre ich anfangs unwillig zwei Frauen auf dem Nebentisch. Sie reden über ihre – anscheinend gerade gescheiterten – Beziehungen. Es wurde immer interessanter – und auch immer austauschbarer: Sätze wie „Männer sind so ...“ unterscheiden sich von Sätzen „Frauen sind so ...“ kaum. Ebenso ist das harte und schnelle Urteil über ihre Männer: „... sie können nicht sagen, was sie wollen ...“, „sie denken nur an sich selbst ...“, kaum zu unterscheiden von den Urteilen, das ich von Männern über Frauen kenne.
Ich frage mich schön langsam: „Warum sind Frauen die besseren Menschen?“
Ich frage mich: „Ist der bessere Mensch nicht jener, der seine eigenen Enttäuschungen nicht verallgemeinert? Ist der bessere Mensch nicht jener, der anderen Menschen – Männern und Frauen – einen unbelasteten Anfang der Beziehung schenkt?“
Ich denke mir, die Vorzeichen von der Alleinherrschaft der Männer zur Alleinherrschaft der Frauen zu wechseln, wird nur neues Unrecht und Leid heraufbeschwören.
Ich denke mir, wir – vielleicht beginnen diesmal die Männer – müssen die Verhältnisse zwischen Männern und Frauen immer wieder neu wagen; im tiefen Wunsch nach Gerechtigkeit, Liebe und Verantwortung.
Wo finde ich diesen neuen Menschen – egal ob Mann oder Frau?

Autor: Christan Reichart, KMBÖ-Generalsekretär

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