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Dossiers - Beziehungen

Über Beziehungen reden

Frauen und Männer haben einen unterschiedlichen Zugang, über Beziehungen nachzudenken
Für die Entwicklung der sozialen Persönlichkeit haben jene Menschen, mit denen das Alltagsleben reflektiert werden kann, eine große Bedeutung. Dabei finden Mädchen und Buben sehr unterschiedliche Startbedingungen vor.

Mädchen können ihre Alltagserlebnisse mit der Mutter besprechen, später mit einer Kindergärtnerin oder Lehrerin. So lernen sie von klein auf, das gesamte (Beziehungs-) Leben immer wieder mit für sie kompetenten weiblichen Bezugspersonen zu reflektieren, deren Antworten zu ihren eigenen dazuzufügen und ein gleichgeschlechtliches Vorbild nachzuahmen. Dadurch entstehen eine gut abgesicherte weibliche Beziehungslandschaft und eine von Frauen geprägte Beziehungs-Sprache.

Bezugspersonen für Buben gesucht
Buben erleben ebensoviel, wollen das auch besprechen und mitteilen. Sie müssen sich jedoch, um eine eigenständige männliche Identität zu entwickeln, bald schon von Bindungen an weibliche Bezugspersonen lösen. Sie haben aber viel zu selten die Chance, einen für sie kompetenten Mann zu erleben. Sie erleben seltener, wie Männer Beziehungen gestalten und pflegen, mit Gefühlen umgehen, über Trauriges sprechen, wie sie sich verhalten, wenn sie enttäuscht oder glücklich sind. Ihre Alltagserfahrungen können sie zwar in der Peer-Group reflektieren, aber da sind sie als Gleiche unter Gleichen.

Reichtum unterschiedlicher Sprache
Die Beziehungssprache ist daher weitgehend weiblich gefärbt. Es scheint, als würden Männer eher handeln, um ihr Interesse und Engagement auszudrücken. Es wäre an der Zeit, dass Frauen den Reichtum der unterschiedlichen Sprache der Geschlechter anerkennen, ohne den Männern gleich Defizite zu attestieren. Es ist häufig so, dass Männer ihre Fertigkeiten in der Beziehungspflege erst mit Hilfe ihrer Frauen entwickeln, was die Gleichwertigkeit in der Partnerschaft beeinträchtigen kann. Gar nicht wenige Frauen wollen und müssen wohl auch ihre Männer in Beziehungsfragen „sozialisieren“ oder – weniger rücksichtsvoll ausgedrückt – „nacherziehen“. Wenn beide sich dieser Tatsache bewusst sind, können sie das Ungleichgewicht vorübergehend in Kauf nehmen – während der Mann seine persönliche Ausdrucksfähigkeit bewusst und zielgerichtet erweitert.

Von Rolf und Christiane Sauer. Die Autorin ist Dipl. Ehe- und Familienberaterin, Psychotherapeutin, Mediatorin und Supervisorin. Der Autor ist Leiter der Abteilung „beziehungleben.at“ (Abteilung Ehe und Familie) im Pastoralamt der Diözese Linz. Gemeinsam haben sie drei Kinder.

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