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Mann sein

Männer kochen

Aufgetischt. Im Fernsehen wird von Schubeck bis Biolek und Lafer, vom „Perfekten Dinner“ bis zum „Promi-Dinner“ „Unter Volldampf“ gebraten und gegart, souffliert und gebacken, mariniert und dekoriert. Und es sind vor allem Männer, die sich da in Szene setzen. Warum?
Obelix liebte das Essen über alles. Nicht nur gut, sondern vor allem auch viel musste es sein. Zum Beispiel ein Wildschwein. Und Miraculix wusste die richtige Kräutermischung dazu. Ich bekenne: auch ich gehöre inzwischen zu den Hobby-Köchen. Nicht so oft. Aber wenn ich koche, soll es schon ein bisschen was Besonderes sein.

Ein Fest für die Sinne
Im Gegensatz zu Obelix geht’s mir um Qualität statt Quantität. Die Zutaten müssen stimmen. Was möglich ist, frisch aus dem Garten. Und Wein zum Kochen wird nur der genommen, der auch getrunken wird. Selbst einkaufen ist Ehrensache. Ebenso der Abwasch zwischendurch und danach. Am liebsten bin ich allein in der Küche. Die Ausnahme: Wenn ich etwas nicht finde oder einen hausfraulichen Rat brauche.
Für mich ist kochen eine sinnliche Tätigkeit. Ob ich eine Feige caramelisiere, ein Eidotter teile, den Teig knete: All das kitzelt die Sinne und lässt die männlichen Fantasien kreisen. Außerdem fordert kochen die Kreativität. Man(n) komponiert und probiert, was zusammenpasst, man garniert und stilisiert. Das Auge isst ja bekanntlich mit. Und Männer sind stark visuell geprägt, oder?
Mein älterer Sohnemann kocht gelegentlich für seine Frau – ein „Dinner for Two“. Er sagt, für ihn sei kochen entspannend. Er kann vom Geschäft abschalten, weil er ganz auf das Kochen konzentriert ist. Meist hat er den Kopfhörer im Ohr und hört gute Musik dabei.

Anerkennung zeigen und bekommen
Was mag Männer wohl zum Kochen motivieren? Kochen ist eine gute Möglichkeit, seinen Lieben oder Freunden seine Wertschätzung zu zeigen. Die Ehrensache: Männer ernten viel Anerkennung dafür. Die gesellschaftliche Anerkennung des Mannes mit der Kochschürze ist relativ jung, aber wichtig für Männer.
Kochen hat auch etwas „Erdiges“ an sich, ist mit der Natur und den Elementen verbunden und zieht daher Männer an. Und nicht zuletzt haben Männer, die kochen können, einen Stein im Brett bei Frauen.
Manchmal ist meine Frau ein bisschen eifersüchtig, wenn ich Beifall ernte am Tisch. Da sind Frauen, die alltäglich kochen, schon benachteiligt. Aber auch Männer könnten es: Erich Lehner zitiert Studien, denen zufolge Väter, die auch den Haushalt führen und insbesondere kochen, ihren Töchtern wichtiges für ihre Entwicklung mitgeben. Ich denke, es ist vor allem die persönliche Wertschätzung, die Zuwendung die dahinter steckt. Und die Bereitschaft, traditionelle Rollenbilder zu durchbrechen, sich auf Neues einlassen.

Selbsterfahrung mit dem Kochlöffel
Ich fahre seit 13 Jahren jeweils in der ersten Septemberwoche mit Männern ins Piemont zum „Kochen und Genießen“. Es ist ein besonderes Erlebnis, wenn zehn Männer in der Küche stehen und jeder seinen Teil zum Gelingen eines feinen Menüs beiträgt. Eigentlich beginnt das Erlebnis schon mit dem gemeinsamen Einkauf.
Die Erfahrungen sind vielfältig, ich greife zwei davon heraus: „Mir ist bewusst geworden, welch wichtigen Beitrag meine Frau jahrein-jahraus für unsere Familie leistet“, sagt ein Teilnehmer. Und ein anderer meint: „Ich habe früher mein Essen hinuntergeschlungen. Durch das Kochen habe ich gelernt, mit Wertschätzung und Achtsamkeit zu essen.“
Beim Grillabend im Sommer – man beachte die Erinnerungsfotos im Familienalbum! – brillieren Männer nach wie vor mit ihrem Können. Ist das wohl deshalb eine Männer-Domäne geblieben, weil es viel mit archaischen Bildern von Feuer und Lagerfeuer zu tun hat?
Ob mit oder ohne Haube: Ich finde es schön, dass Männer ein Hobby entdeckt haben, das Kreativität, handwerkliches Können, sinnliches Tun und Gesundheitsbewusstsein miteinander verbindet. Und vom Ergebnis können andere gerne mit profitieren.

Tipp: Einfache Rezepte für Männer, die nicht kochen können

Autor: Albert A. Feldkircher (62), Lebens- und Sozialberater und Kommunikationstrainer und lebt im Bregenzerwald.

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